„Batterie-Blase“? PEM-Experte widerspricht

Autor: Die Redaktion

Veröffentlicht am 16.12.2021

Dr. Heiner Heimes hat sich deutlich gegen die Prognose einer „Batterie-Blase“ ausgesprochen. Der geschäftsführende Oberingenieur des Lehrstuhls „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen reagiert damit auf einen kürzlich in der Tageszeitung „Handelsblatt“ erschienenen Beitrag, der eine baldige Überproduktion voraussagt. „Wenn nicht jetzt, wann denn dann?“, fragt Heimes im Branchen-Portal „electrive.net“ zur Frage nach dem richtigen Investitionszeitpunkt in Gigafactorys.

„Endlich die Chance, den Rückstand aufzuholen“
„Wenn nicht wir, wer denn dann?“, wird Heimes weiter zitiert: „Wir haben in Europa endlich die Chance, den Rückstand zu den asiatischen Wettbewerbern aufzuholen. Dafür sollten wir kämpfen.“ Der PEM-Experte antwortet damit auf den „Handelsblatt“-Artikel „Europa droht eine Batterie-Blase“ vom 2. November 2021, demzufolge aktuell zu viele Gigafactorys errichtet werden. Bis zum Jahr 2030 werde es daher zu einer Überproduktion von Batterien kommen. BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber betonte in dem Beitrag, dass jetzt der falsche Zeitpunkt sei, in Gigafabriken zu investieren.

Deutschland im Zentrum der Entwicklung
RWTH-Fachmann Heimes weist diese Spekulationen bei „electrive.net“ indes entschieden zurück. Wenn jetzt weiter in die Zellproduktion in Deutschland investiert werde, habe Deutschland die besten Voraussetzungen, sich zu einem Innovationszentrum zu entwickeln. Europa verfüge derzeit über eine Produktionskapazität von 25 Gigawattstunden. Prognosen sagen einen Bedarf von rund 900 Gigawattstunden Speicherkapazität für das Jahr 2030 voraus. Dies decke sich weitgehend mit den Ankündigungen einzelner Hersteller, denen zufolge zum Auftakt des kommenden Jahrzehnts eine Produktionskapazität von 1.000 Gigawattstunden erreicht wird. Im Zentrum dieser Entwicklung stehe Deutschland mit einem Anteil von 411 Gigawattstunden.

IPCIE: Industriestrategisch „Gold wert“
Diese Entwicklung wird teils durch Mittel der Europäischen Kommission im Rahmen von „Important Projects of Common European Interest“ (IPCIE) gefördert. Aus industriestrategischer Perspektive sei der IPCEI „Gold wert“, sagt Heimes. Die Gelder sind an konkrete Bedingungen geknüpft und sollen das Risiko investierender Unternehmen verringern. Der asiatische Markt bilde den härtesten Wettbewerber, bei dem Staatssubventionen indes nicht immer transparent seien, ergänzt Heimes.

Heimes plädiert für mehr Mut zum Handeln
Der PEM-Experte meint, „manchmal zu viel Respekt vor der Konkurrenz aus China, Südkorea und Japan“ zu erkennen. Deshalb appelliert Heimes an mehr Eigeninitiative und Mut zum Handeln: „Wir müssen die Batteriezelle als Kernkomponente des Elektroautos beherrschen.“ Den Verweis mancher Unternehmen, man solle besser auf die Serienreife von Festkörperzellen warten und erst in deren Fertigung einsteigen, wertet Heimes mancherorts als „Ausflucht, um jetzt nicht tätig werden zu müssen“.

Quelle:

Droht in Europa ein Überangebot an Batteriezellen? – electrive.net