„Weg von organischen Lösungsmitteln“: Anlagentechniker Martin Zang im Interview

Autor: Die Redaktion

Veröffentlicht am: 21.05.2021

Martin Zang, Technischer Leiter der Göhler Anlagentechnik GmbH, spricht im Interview mit Battery-News.de über die flüssige Medienversorgung bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen. Das Thema hat einen wesentlichen Einfluss auf die Sicherheit und den Umweltschutz bei der Herstellung heutiger Li-Ion-Batterien.

Battery-News.de: Seit wann haben Sie sich als Technischer Leiter Ihres Unternehmens mit der Lithium-Ionen-Batterie auseinandergesetzt, wo stehen Sie heute und was hat Sie persönlich an der Batterietechnik fasziniert?
Martin Zang: Göhler beschäftigt sich seit 70 Jahren mit dem Umgang mit flüssigen Gefahrstoffen. Seit jeher ist dieses Thema allerdings „kraftstofflastig“. Auch wir sehen die Veränderungen am Markt in Richtung Elektromobilität und suchen daher seit geraumer Zeit Lösungen für flüssige Medien rund um das Thema Energiespeicher. Spannend ist für uns die Erkenntnis, dass auch in noch so kleinen Batteriezelle und ganzen Packs technische Flüssigkeiten benötigt werden.

„Fachkenntnisse im Wasserhaushaltsgesetz und im Explosionsschutz sind unumgänglich.“

Battery-News.de: Göhler ist Hersteller von Spezialtankanlagen und vertraut mit dem Handling flüssiger Gefahrmedien, auch für Batteriezellproduktionseinrichtungen. Welche grundlegenden Anforderungen müssen Sie bei der Handhabung von Stoffen wie NMP und Elektrolyt beachten?
Martin Zang: In der Regel handelt es sich um wassergefährdende und teilweise auch entzündliche Stoffe. Somit sind Fachkenntnisse auf dem Gebiet des Wasserhaushaltsgesetzes und der Betriebssicherheit beziehungsweise des Explosionsschutzes unumgänglich. Ausgehend vom Bedarf unseres Kunden, konzipieren wir maßgeschneiderte Lösungen unter Berücksichtigung aller erforderlichen Vorschriften und Richtlinien.

Battery-News.de: Welche technischen Möglichkeiten stehen heute bei modernen Tanksystemen für Gefahrstoffe in der Li-Ion-Batterieherstellung zur Verfügung? Gibt es anlagentechnische Prozesse oder Ansätze, die sich für die Batterieherstellung besonders bewährt haben?
Martin Zang: Neben der Anlieferung der Medien steht natürlich auch die sichere Versorgung der Produktionsanlagen im Fokus. Wir sehen da einen Ansatz für den modularen Aufbau der Anlagentechnik. Das hilft besonders bei Instandhaltungsthemen und einer späteren Erweiterung der Anlagen.

„Das Wachstum der Zellfertigung wird mit den steigenden Produktionskapazitäten einhergehen.“

Battery-News.de: Blickt man auf die Pläne zum Aufbau von Kapazitäten für die Batteriezellfertigung in Europa, erkennt man einen Boom in der Etablierung neuer Projekte. Beobachten Sie in Ihrem Bereich für die Batteriezellherstellung ein entsprechendes Wachstum?
Martin Zang: Wenn wir uns die gute Übersicht von Battery-news.de zu den geplanten Batterieprojekten anschauen, wird das Wachstum der Zellfertigung mit den steigenden Produktionskapazitäten einhergehen. Sicherlich wird es Verschiebungen und Optimierungen der Hersteller geben, was den Einsatz der benötigten Medien betrifft. Der Bedarf an Lagerkapazitäten und den zugehörigen Versorgungssystemen wird darunter aber vermutlich nicht leiden.

Battery-News.de: Die Herstellungsverfahren für Batteriezellen werden stetig weiterentwickelt. Das Trockenbeschichtungsverfahren etwa soll organische Lösungsmittel künftig überflüssig machen. Wird der Bedarf an besonderen Versorgungseinrichtungen für Gefahrmedien, auch im Rahmen von immer ambitionierter verfolgten Nachhaltigkeitsgedanken, in Zukunft abnehmen?
Martin Zang: Wie erwähnt, wird es bestimmt Verschiebungen und Optimierungen seitens der Hersteller geben. Wir unterstützen den Trend weg von organischen Lösungsmitteln. Trotzdem werden weiterhin Versorgungsanlagen für technische Flüssigkeiten benötigt, wenn auch nicht mehr unbedingt für gefährliche Medien. Hierfür bieten wir ebenfalls passende Lösungen an.