Risiken für die britische Batteriezellfertigung und den Automobilstandort Großbritannien

Autor: Maximilian Geilen

Veröffentlicht am: 17.03.2020

Nach einem aktuellen Bericht, der von der britischen Regierung geförderten Faraday Institution kommt, riskiert Großbritannien, im Rennen um den Bau großer Batteriefabriken, die für die Zukunft des Batteriesektors entscheidend sind, gegenüber Europa ins Hintertreffen zu geraten. Dies wiederum führt dazu, dass zahlreiche Arbeitsplätze im ganzen Land gefährdet sind.

Kernpunkt der Sorge ist der unzureichend entschlossene Aufbau von sogenannten Gigafactories in Großbritannien, wie sie aktuell zum Beispiel in Erfurt (CATL) und Kaiserlautern (PSA) in Deutschland aufgebaut und an verschiedenen anderen Stellen in Kontinentaleuropa geplant werden.

Hier kommen die Experten zum Schluss, dass eine ungenügende Investition dem Vereinigten Königreich bis zum Jahre 2040 bis zu 105.000 direkte Arbeitsplätze kosten könnte. Neil Morris, Chef der die Studie veröffentlichenden Faraday Institution, ergänzt: „Mit der Zeit wird die Autoproduktion dorthin verlagert, wo die Batterieproduktion ist […] Wir sind heute schon am oder nahe vor der Weggabelung“.

Das heißt, schafft es Großbritannien nicht zeitnah die nötigen Entwicklungsentscheidungen für die langfristige Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien zu generieren, so ist in absehbarer Zeit ein starker Verfall der britischen Automobilindustrie durch den Abbau inländischer Kapazitäten und eine Produktionsverlagerung zu großen Batteriefertigungsstandorten in Europa sehr wahrscheinlich.

Um dem entgegenzuwirken nimmt der Bericht der Faraday-Gesellschaft im Weiteren vor allem die britische Regierung in die Pflicht. Denn neben anderen Standortfaktoren, sind es immer wieder politische Gesamtkonstellationen und damit verbundene politische Investitionen, die zu finalen Standortentscheidungen im BEV-Bereich beitragen. Während Frankreich und Deutschland heute schon insgesamt 6 Mrd. Euro in die Förderung der heimischen Batteriezellfertigung investieren, kam die Entwicklung der britischen Batteriezellfertigung im Zuge langwierigen Brexit-Debatten fast zum Erliegen. In diesem Kontext sagte Elon Musk, CEO von Tesla, welcher zuletzt ebenfalls Bundesfördergelder in Deutschland beantragt hatte, im November, dass die Unsicherheit über den Brexit-Prozess ein Hauptgrund dafür sei, dass der US-Elektroautohersteller Berlin als erstes europäisches Giga-Werk gewählt habe.

Quellen:

https://faraday.ac.uk/publications/ev-economics-study/

https://www.theguardian.com/business/2020/mar/15/not-investing-in-electric-car-battery-production-could-cost-uk-105000-jobs-study