„Ziel wird immer sein, die Kosten der Batterieproduktion zu senken“

Der europäische Batterie-Markt wächst rasant: Bis 2030 sollen rund zwei Terawattstunden Batteriezellenkapazität zur Verfügung stehen. Wuxi Lead Intelligent Equipment (LEAD) aus China gilt als einer der größten und auf dem europäischen Markt bedeutendsten Ausrüstungshersteller für die Batterieproduktion. LEAD-Vorsitzender Yanqing Wang spricht im Exklusiv-Interview mit Battery-News.de über die Pläne des Unternehmens in Europa.

Battery-News: Wir gehen davon aus, dass in Europa bis zum Jahr 2030 etwa zwei Terawattstunden Batteriezellenkapazität zur Verfügung stehen. LEAD gilt als einer der größten und auf dem europäischen Markt bedeutendsten Ausrüstungshersteller für die Batterieproduktion. Welche Bedeutung hat dieser Markt in der Globalisierungsstrategie Ihres Unternehmens?
Wang Yanqing: Wir erwarten, dass der europäische Markt wächst, vor allem aufgrund der jüngsten europäischen Gesetzgebung, laut der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nicht mehr betrieben werden dürfen. Gleichzeitig steht Europa vor mehreren Herausforderungen, wenn es darum geht, die Batterieproduktion erfolgreich hochzufahren und den Zeitplan zu beschleunigen. Das ist der Grund dafür, warum es in den vergangenen Jahren einen erheblichen Bedarf an fortschrittlichen Fertigungstechnologien gab, was die Sicherung der Ausrüstungsversorgung zu einem kritischen Erfolgsfaktor für die lokale Batterieproduktion macht. Wir sehen unsere Chance, zu diesem Wandel beizutragen und als einer der weltweit größten Ausrüstungshersteller für die Produktion von Batteriesystemen zu wachsen. Wir möchten diese Verantwortung gemeinsam wahrnehmen und den europäischen Markt dabei unterstützen, vom Verbrennungsmotor auf die E-Mobilität umzusteigen. Wir haben mehr als elf Niederlassungen in der ganzen Welt gegründet – die Globalisierung ist also eine der Hauptstrategien des Unternehmens. Wir möchten unsere Kompetenzen weiter lokalisieren, insbesondere auf dem europäischen Kontinent, der als führender Markt in der Automobilindustrie eine Schlüsselrolle spielt.

Battery-News: Wo sehen Sie LEAD in den nächsten fünf Jahren?
Wang: Wir haben eine europäische Strategie und einen Fahrplan, der besagt, dass alle Funktionen wie Forschung und Entwicklung, Dienstleistungen und vor allem die Produktion in den nächsten fünf Jahren hier in Europa angesiedelt werden sollen. Was die Forschung und Entwicklung betrifft: Da sehen wir die gemeinsame Entwicklung mit Kunden als unsere Schlüsselrolle, um innovativ genug zu sein, um unseren lokalen Kunden zu helfen, schneller zu wachsen. Was den Service betrifft, ist es einer unserer wichtigsten Meilensteine, ein zentrales europäisches Lager in Deutschland einzurichten, damit wir von dort aus den lokalen Support-Bedarf abdecken und den gesamten europäischen Kundenstamm in kürzester Zeit unterstützen können.
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„Unser ‚Center of Competence‘ soll eine Drehscheibe für Wissen und Innovation in Europa sein.“

Yanqing Wang, Vorsitzender von Wuxi Lead Intelligent Equipment Co., Ltd.

Battery-News: Stichwort „Dienstleistungen“, beispielsweise Wartung: Wie arbeiten Sie im Moment und vielleicht auch in Zukunft mit Ihren Kunden zusammen?
Wang: Die Flexibilität von LEAD in Bezug auf Zellgröße und Format bietet den Kunden wichtige technologische Möglichkeiten, die durch den lokalisierten Service von LEAD – einschließlich professioneller Pre-Sales-, After-Sales- und Service-Teams – in Europa komplementiert werden. Wir haben auch erkannt, dass die Zellproduktion von stabilen Lieferketten abhängig ist. Dank unserer zukunftsorientierten Geschäftsstrategie mit globaler Ausrichtung und strategischen Kooperationen mit Schlüssellieferanten haben wir ein exzellentes Supply-Chain-Netzwerk aufgebaut. Wir leisten Teile des lokalen Supports von unserem deutschen Standort im fränkischen Naila aus. Wir haben dort eine Bearbeitungswerkstatt und Ersatzteile, aber das reicht nicht aus, um den gesamten Bedarf auf dem europäischen Markt zu decken. Unsere Vision ist es, alle Kunden zu hundert Prozent vor Ort zu unterstützen, was Wartung und Service betrifft. Darüber hinaus soll unser „Center of Competence“ eine Drehscheibe für Wissen und Innovation in Europa sein, die einerseits die Aus- und Weiterbildung fördert und andererseits die gemeinsame Entwicklung mit unseren Kunden stärkt.

Battery-News: Viele der aktuell neuen Unternehmen auf dem Markt gehen aus einem Joint Venture hervor. Wie reagieren Sie auf diese möglicherweise speziellen Anforderungen und wie gehen Sie generell auf die Anforderungen neuer Kunden ein?
Wang: Unabhängig von ihrer Art und Größe haben alle unseren Kunden hohe Qualitätsstandards und sehr hohe Anforderungen an ihre Lieferanten. Deshalb sieht sich LEAD dazu verpflichtet, den technologischen Innovationsfortschritt und die Reaktionsfähigkeit kontinuierlich zu verbessern. Eine unserer größten Stärken ist unsere Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu liefern, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Das ist gleichzeitig auch eine Herausforderung für uns alle, denn es erfordert viele Ressourcen und Anstrengungen von außen, aber wir haben mittlerweile mehr als 5.500 Forschungs- und Entwicklungs-Ingenieure. Dadurch sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten oder sogar ein spezielles F&E-Team einzurichten, das den jeweiligen Kunden unterstützt.

Battery-News: Einige Ihrer F&E-Ingenieure sind am deutschen Standort in Naila tätig. Im vergangenen Jahr haben Sie Ihre heutige Tochtergesellschaft hier übernommen. Welche Rolle wird sie mit Blick auf Forschung und Entwicklung in Zukunft spielen?
Wang:  Die M&A-Aktivitäten in Deutschland sind nicht nur der Beginn unseres internationalen Plans, sondern auch ein bedeutsamer Meilenstein in der globalen Strategie für die europäischen Aktivitäten von LEAD. Es ist sehr wichtig, dass wir unsere Forschungs- und Entwicklungskapazitäten hier vor Ort haben. Vor Kurzem haben wir Teammitglieder aus China nach Naila geschickt, um die Anlaufphase zu unterstützen. Natürlich begrüßen wir die Einstellung von Ingenieuren vor Ort. Sie sollen uns dabei helfen, die lokalen Vorschriften besser zu verstehen, damit wir in China über ein solides Wissen verfügen. Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren, basierend auf unserem Geschäftsschwerpunkt, etwa 20 bis 30 Prozent der F&E-Kapazitäten hierher verlagern beziehungsweise in Naila oder in Deutschland aufbauen.
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Battery-News: Die Batterieproduktion hinterlässt einen großen Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck. Vor allem in Deutschland sind die Energiepreise hoch. Wie will LEAD diese Herausforderungen in den kommenden Jahren auch in der Entwicklung mit Blick auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit meistern?
Wang: Nachhaltigkeit ist eine unserer Schlüsselstrategien. Das gilt auch für sämtliche ID-Prozesse. Wir haben die aktuellen Sachzwänge und Schwierigkeiten unserer europäischen Kunden in Bezug auf die hohen Energiekosten verstanden – gleichzeitig haben wir den Anspruch, emissionsfrei zu sein. In dieser Hinsicht haben wir ein engagiertes Team in unseren Entwicklungsabteilungen, das darüber nachdenkt, wie wir unseren Kunden in Sachen Nachhaltigkeit helfen können. Wir möchten zum Beispiel eine kompaktere Maschine mit einer geringeren Stellfläche entwickeln, die auch weniger Energie verbraucht. Außerdem denken wir über Prozessinnovationen nach und sind gerade dabei, eine neue Trockenbeschichtungsanlage zu entwickeln. Wenn wir den Durchbruch in der Industrialisierungsphase geschafft haben, können wir den Energieverbrauch weitgehend begrenzen und auch andere Verbräuche wie NMP vermeiden.

Battery-News: Was ist Ihre Vision für die Batteriezellenproduktion der Zukunft, und wie wird LEAD sie vielleicht umsetzen?
Wang: Wir haben eine große Nachfrage zu Batterien für Elektrofahrzeuge und sogar für die stationäre Energiespeicherung festgestellt. Wir gehen davon aus, dass unsere gesamte Produktion für die nächsten Jahrzehnten abgedeckt ist.  Ich persönlich denke, dass die Zukunft der Batteriezellproduktion intensive wissenschaftliche Forschung in den Grundlagenbereichen wie der Materialforschung und eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit aus verschiedenen Branchen erfordert. Unter dem Ansatz der „vorausschauenden Wartung“ möchten wir anhand unseres MES-Systems die Prozesse transparenter und nachhaltiger gestalten und Produktionsabfälle deutlich reduzieren. In Kombination mit einigen neuen Technologien und künstlicher Intelligenz werden wir in der Lage sein, unsere Produktion effizienter zu gestalten, mit einer höheren Gesamtanlageneffektivität, möglicherweise auch mit geringeren Ausfallzeiten und reduzierten Arbeitskosten, was für alle neuen Akteure von entscheidender Bedeutung ist. Wir können eine vollautomatische Linie bauen, um unseren Kunden zu helfen, die Effizienz zu steigern und basierend auf digitalisierten Lösungen eine „intelligente Fabrik“ zu betreiben. Es wird also immer darum gehen, die Gesamtkosten der Batterie weiter zu senken, was die Voraussetzung für einen Massenmarkt mit Elektrofahrzeugen und stationären Energiespeichern ist.

Authors: Gerrit Bockey & Mischa Wyboris

Published 10/03/2023

The European battery market is growing rapidly: By 2030, around two terawatt-hours of battery cell capacity will be available. Wuxi Lead Intelligent Equipment (LEAD) from China is considered one of the largest and most important equipment manufacturers for battery production on the European market. In an exclusive interview with Battery-News.de, LEAD President and Chairman Yanqing Wang talks about the companyʼs plans in Europe.

Battery-News: LEAD is said to be one of the largest and, especially in the European market, most prominent equipment manufacturers for battery production. What is the strategic positioning of the European market in LEADʼs globalization strategy?
Wang Yanqing: Europe is becoming a growth market for battery manufacturing mainly due to the recent European legislation, according to which vehicles with internal combustion engines are no longer allowed to be produced. At the same time, it is facing several challenges to successfully ramp up battery production and accelerate the timeline. This is the reason why the past few years have seen a significant need for advanced technology in the manufacturing world, making the securing of equipment supplies a critical success factor for local battery production. We are embracing these challenges and see our opportunity to contribute to this change and grow as the worldʼs largest new equipment manufacturer. We have established more than eleven subsidiaries around the world – so globalization is one of the companyʼs main strategies. We want to further localize our competencies and Europe plays a key role as the leading automotive market location.

Battery-News: What are your companyʼs goals for the next five years in terms of battery production in Europe?
Wang: We have a European strategy and roadmap, which says that all functions such as research and development, services, and especially production will be located here in Europe in the next five years. As for R&D: Thatʼs where we see joint development as the key factor to be innovative enough to help our local customers grow faster. In terms of service, one of our key objects is to establish a central European warehouse in Germany so that we can cover local support needs from there and support the entire European customer base in the shortest possible time. Our overall goal is to establish deeper cooperations with European governments, customers, and partners and to continue contributing to the creation of a more intelligent and greener world.

“Our Center of Competence is intended to be a hub for knowledge and innovation in Europe.”

Chairman/President, Wuxi Lead Intelligent Equipment Co., Ltd.

Battery-News: Speaking about “services”, for example, maintenance: How do you work together with your customers in this regard?
Wang: LEADʼs flexibility in chemistry, cell size, and format provides customers with important technological capabilities, supported by LEADʼs localized service offering, including its professional Pre-Sales, After-Sales, and Service team in Europe. We have also recognized that cell production depends on stable supply chains and built an excellent supply chain network through our future-oriented business strategy with a global focus and strategic collaborations with key suppliers. LEAD currently serves local customers from our plant in Naila and although we have a machining workshop and spare parts there, it is not enough to cover all the needs of the European market. Our vision is to locally support all customers one hundred percent in terms of maintenance and service. Furthermore, our Center of Competence is intended to be a hub for knowledge and innovation in Europe, encouraging training and further education as well as strengthening joint development with our customers.

Battery-News: Many of the current new companies on the market are emerging from a joint venture. How do you respond to these potentially special requirements and how do you generally address the needs of new customers?
Wang: Regardless of their type or size, all of our customers have stringent quality standards and very high demands on their suppliers. As a result, LEAD is required to continuously improve its technological innovation and responsiveness. One of our biggest strengths is our capability to deliver customized solutions that fit the customers’ needs. This is a challenge for all of us because it requires a lot of outside resources and efforts, but LEAD attaches great importance to R&D and innovation and therefore annually invests eleven percent of its operating income into R&D. We now have more than 5,500 research and development engineers. This enables us to offer tailor-made solutions or even set up a dedicated R&D team to support each customer.

Battery-News: Some of your R&D engineers are based at the German site in Naila. Last year, you took over your current subsidiary there. What role will the German subsidiary play in the future, especially regarding research and development?
Wang: The M&A activity in Germany is not only the beginning of our international plan, but a very important milestone in the global strategy of LEADʼs European operations. It is essential to have our research and development capabilities here locally. We recently sent employees from China to Naila to support the start-up phase, but we would like to work together with local German talents and companies to be able to provide better solutions and services firstly to European customers and later to customers worldwide. They will help us to better understand the local regulations so that we can build a solid knowledge base in China. We expect to move about 20 to 30 percent of our R&D capacity here or to build it up in Naila or Germany over the next five years, based on our business focus.

Battery-News: Battery production leaves a large carbon footprint. Energy prices are high, especially in Germany. How does LEAD plan to meet these challenges in the coming years, also in terms of development with sustainability and eco-friendliness in mind?
Wang: Sustainability is one of our key drivers. This also applies to all ID processes. We have understood the current constraints and difficulties of our European customers in terms of high energy costs and at the same time, we have the ambition to be emission-free. In this respect, we have a dedicated team in our development departments thinking about how we can help our customers in terms of sustainability. For example, we would like to develop a more compact machine with a smaller footprint that also consumes less energy. Furthermore, we are always striving to continuously implement process innovations and are developing a dry coating equipment that can significantly reduce energy consumption and also avoid other consumptions such as NMP.

Battery-News: What is your vision for battery cell production in the future, and how might LEAD implement it?
Wang: We have seen a great demand for batteries for electric vehicles and even stationary energy storage. We expect our entire production to be covered for the next few decades. I personally think the future of battery cell production requires intensive scientific research in the basic areas such as material research, as well as close inter-disciplinary cooperation from different industries. As part of our predictive management approach, we would like to use our MES system to make production more transparent and thus be able to reduce production waste sustainably and decisively. Combined, of course, with some new technologies and artificial intelligence – we will be able to make our production more efficient, with higher overall equipment effectiveness, possibly lower downtime and reduced labor costs, which is critical for all new players. We can build a fully automated line to help our customers increase efficiency and run a smart factory based on digitized solutions. So, it will always be about further reducing the overall cost of the battery production, which is the condition of the mass market for electric vehicles and stationary energy storage.

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