Droht Europa eine „Batterie-Blase“?

Autor: Die Redaktion

Veröffentlicht am 09.11.2021

In der jüngeren Vergangenheit sind immer mehr Automobilhersteller und Großkonzerne in das Batteriegeschäft eingestiegen. In zahlreichen Fällen fließen dazu hohe Investitionen in die Errichtung eigener Produktionsstätten in Europa. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ könnte die enorme Anzahl entstehender Fabriken künftig ein Überangebot erzeugen und dadurch zu einer „Batterie-Blase“ führen.

Kampf um die Batterietechnik
Sämtliche großen Automobilhersteller haben bis dato angekündigt, sich in Zukunft auf die Elektromobilität zu fokussieren. Experten zufolge entsteht damit auch ein Kampf um die Batterietechnik. In Europa werden dazu Produktionsstandorte und Entwicklungszentren errichtet, um gegen die asiatische Dominanz gerüstet zu sein. Asiatische Produzenten wie CATL und LG Chem sind bereits in Osteuropa mit Batteriewerken vertreten, während der US-amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla derzeit eine riesige Fabrik in Brandenburg etabliert.

Europa bald zweitgrößter E-Mobil-Markt der Welt?
Laut Angaben der Unternehmen sollen nahezu alle Batteriezellfabriken demnächst Kapazitäten im Gigawattbereich erreichen. Ursache sind erwartbare Großaufträge der europäischen Automobilindustrie und enorme Fördersummen der EU. Der Energieberatung Avicenne zufolge werden 2030 rund 85 Prozent der weltweiten Batterienachfrage aus dem Automobilsektor stammen. Europa avanciere damit nach China zum zweitgrößten Elektroautomarkt. Für die kommenden zehn Jahre sind in Europa aktuell etwa 40 Standorte zur Batterieproduktion geplant. Diese Zahl steige weiterhin, da die Politik die Marktmacht der asiatischen Hersteller brechen wolle.

„Risiko, dass die Blase platzt“
Fachkreisen zufolge liegt die Kapazität der angekündigten Batteriefabriken im Jahr 2030 bei rund 1.200 Gigawattstunden. Die Nachfrage belaufe sich jedoch auf gerade einmal 900 Gigawattstunden. „Es ist eine zum Teil mit europäischem Steuergeld aufgeblähte Blase. Das Risiko, dass sie platzt, ist definitiv da“, sagt Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger. Batteriezellfabriken seien nur dann wirtschaftlich erfolgreich, wenn die Auslastung bei rund 90 Prozent liegt – und dies sei „bei den immensen Überkapazitäten natürlich nicht der Fall“. Sebastian Wolf, „Head of Operations Battery Cell“ von Volkswagen, sieht demgegenüber nur ein begrenztes Risiko eines Überangebots und glaubt an eine essenzielle Rolle im Aufbau der europäischen Batteriezellfertigung.

Wettrennen mit Asien
Anderen Expertenkreisen ist zu entnehmen, dass sich die Batterieproduzenten in Europa sputen müssten, da es künftig noch mehr asiatische Batteriezellhersteller geben werde. Laut Wolfgang Büchele, Chef des Reinraumtechnik-Unternehmens Exyte, seien die asiatischen Produzenten äußerst flexibel. Christoph Theis von der Unternehmensberatung P3 hält es indes für unproblematisch, wenn einige wenige Schritte in der Batterieproduktion mit asiatischen Maschinen vorgenommen würden, doch seien die Batterieprojekte in Europa nur dann erfolgreich, wenn die Lieferketten stimmten.

Alternative Technologien und Recycling im Fokus
Ein weiterer entscheidender Aspekt sei die Preisentwicklung und das begrenzte Vorkommen der Batteriematerialien – hier vor allem Lithium. Die Hersteller müssten deshalb auch alternative Technologien in Betracht ziehen und das Batterie-Recycling stark vorantreiben.

Quellen:

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/nachhaltigkeit/elektromobilitaet-europa-droht-eine-batterie-blase/27748868.html?ticket=ST-2064609-P4bVgujytMjMoh6fqdng-cas01.example.org

https://www.stern.de/auto/e-mobilitaet/akku-entwicklung-in-europa-droht-der-rueckschlag-30889896.html