Das Corona Virus vs. die Lithium-Ionen-Batterie

Autor: Benedikt Hürter

Veröffentlicht am: 03.03.2020

Das neuartige Corona Virus beherrscht die Schlagzeilen und ist nach dem Auftreten in dem meisten Bundesländern Gesprächsthema Nummer 1 in Deutschland. Supermärkte berichten von verstärkten Nahrungsmitteleinkäufen und in Apotheken werden die Desinfektionsmittel knapp. Das Corona Virus führt zu mittlerweile rund 84.000 Fällen in der VR China, Hongkong, Taiwan, Macau und Südkorea. Zur Vorbeugung der weiteren Ausbreitung werden viele Beschäftigte präventiv nach Hause geschickt.

So ist es nicht verwunderlich, dass die internationalen Lieferketten auch der Lithium-Ionen-Batterien auf eine harte Probe gestellt werden. Der deutsche Batteriehersteller Hoppecke beispielsweise schloss ebenso eines seiner Werke wie der Automobilbauer Tesla, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Weitere Unternehmen berichten von Lieferschwierigkeiten aus der Volksrepublik China.

Zwei der drei Länder (China und Südkorea) mit der höchsten Zellproduktion sind besonders vom Corona Virus betroffen. Das Fortune Magazin weist darauf hin, dass sich in China rund 60% der Zellproduktion in der besonders betroffenen Provinz Hubei befinden. Volvo hat die Lieferung von Batterien von zunächst CATL und LG Chem nun auf vor allem LG Chem verlagert. Aber auch LG Chem hatte die Produktion zeitweise eingestellt. In einem aktuellen Bericht der Korea Times berichten Vertreter von LG Chem und SK Innovation, dass seit dem 10. Februar und nach dem chinesischen Neujahrsfest die chinesische Produktion wieder anlaufe und bald auf Volllast erweitert werden soll. Die Fabriken von Samsung SDI befinden sich weiter vom Epizentrum des Ausbruchs entfernt und seien nicht betroffen. Problematisch gestalte sich bei allen drei Unternehmen jedoch die Rohstoffzufuhr. Das Analyseunternehmen WoodMac erwartet eine deutlich reduzierte Kapazitätserweiterung in China und potentielle Engpässen insbesondere für die USA und Großbritannien.

In diesem Zusammenhang verwies der französische Wirtschaftsminister Le Maire auf die große Abhängigkeit von China insbesondere im Bezug auf die Automobilindustrie und forderte die Stärkung der Unabhängigkeit der europäischen Produktion. Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, warnte davor, die mittel- und langfristigen Folgen zu unterschätzen. Durch die Transportzeiten von sechs Wochen sei das letztendliche Ausmaß eventueller Bauteilmängel erst zeitverzögert feststellbar. Der China-Beauftragte des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistig (BME), Riccardo Kurto berichtete in einem Interview mit dw.de von kritisch geringen Lagerbeständen und der intensivierten Suche nach alternativen Lieferanten außerhalb Chinas.

Erschwerend zu den Lieferschwierigkeiten kommt der prognostizierte Nachfragerückgang für Automobile hinzu. Ferdinand Dudenhöffer erwartet ein Absinken der verkauften Fahrzeuge um 2,7 Millionen Stück. Die deutschen Autobauer sind mit dem intensiven Geschäft in China besonders betroffen. Experten erwarten gar ähnliche wirtschaftliche Zustände wie in der Krise im Jahre 2008.

Quellen:

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/wirtschaft/coronavirus-nach-china-nur-ueber-umwege-16646193.html

https://www.dw.com/de/coronavirus-sprengt-die-lieferketten-wirtschaft-droht-l%C3%A4hmung/a-52541306

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/896546/umfrage/prognose-der-produktionskapazitaet-von-batteriezellen-fuer-elektroautos-weltweit/

https://www.automobilwoche.de/article/20200224/AGENTURMELDUNGEN/302249943/corona-epidemie-trifft-deutsche-marken-hart-experte-erwartet-deutlichen-rueckgang-der-autoproduktion

https://www.elektroauto-news.net/2020/coronavirus-herausforderung-elektromobilitaet-automobilhersteller/

https://fortune.com/2020/02/18/turbines-oil-china-virus-battery-storage/

https://www.pv-magazine.com/2020/02/12/coronavirus-could-cost-chinese-battery-makers-26-gwh-of-output/

https://www.koreatimes.co.kr/www/tech/2020/02/693_283996.html