High-Tech Lithium-Ionen-Batteriezell­produktion in Mittelengland

Hürter:
Welche Aufgaben übernehmen Sie als CTO innerhalb von UK BIC und was sind ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen?

Mohsseni:
Mein Verantwortungsbereich umfasst die Definition und Auswahl der Produkt- und Prozesstechnologien, welche in der Fabrik zum Einsatz kommen sollen. Darüber hinaus verantworte ich alle Qualitätsthemen – von der Zertifizierung der Zellen bis hin zu ISO-Zertifizierungen unseres Produktionsprozesses. Natürlich spielt hier auch das Thema Traceability und Industrie 4.0 eine große Rolle.

Die größte Herausforderung ist sicherlich der enge Zeitplan. Bis Mitte 2020 müssen alle Maschinen und Anlagen sowie die gesamte Peripherie einsatzbereit sein – das ist eine Mammutaufgabe, die nur durch gute Zusammenarbeit in unserem schnell wachsenden Team bewältigt werden kann. Eine zusätzliche Herausforderung ist dabei die Auswahl der richtigen Produkt- und Prozesstechnologien. Um am Zahn der Zeit zu bleiben, muss man in dieser sich immer schneller bewegenden Branche beinahe täglich Anpassungen an seinen Entscheidungen vornehmen. Das Ziel ist es natürlich, möglichst lange den Stand der Technik abbilden zu können. Die hohe Marktunsicherheit erschwert dies zusätzlich. Die Nachfragen, die uns erreichen könnten kaum diverser sein – jedoch sind der Flexibilität aufgrund der der hohen Automatisierung einfach Grenzen gesetzt. Ein gutes Beispiel ist die Stacking-Technologie im Hinblick auf neue Kathodenmaterialien und Zellformate. Hier muss man sich früher oder später auf eine Technologie festlegen – eine gewisse Unsicherheit bleibt aber bis zuletzt.

Hürter:
Woher kommen die Maschinen und Anlagen in der Einrichtung?

Mohsseni:
Wir haben die Maschinen und Anlagen in einem offiziellen Ausschreibungsprozess weltweit angefragt und anschließend die besten Hersteller ausgewählt. Die Maschinen kommen nun aus dem asiatischen, amerikanischen und europäischen Raum, wobei bei der Auswahl darauf geachtet wurde, dass bestehende Kompetenzen in der Li-Ionen Fertigung existieren. Ein weiteres wichtiges Kriterium war eine möglichst hohe Automatisierung bei gleichzeitig hoher Flexibilität – eine Herausforderung für die Zulieferer.

Hürter:
Sollte ein solches Konzept auch in Deutschland vorangetrieben werden?

Mohsseni:
Bei dem Konzept geht es ja vor allem darum, die Lücke zwischen Gigafactory und Pilotfertigung zu schließen. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Abbau von Industrialisierungshürden und Prozessstabilität – daher ist ein solches Konzept sicher auch in Deutschland sinnvoll. Neben den OEMs bietet die Einrichtung insbesondere Firmen entlang der Wertschöpfungskette die Möglichkeit, ihre Produkte und Komponenten im industriellen Maßstab zu erproben und so auf dem stark umkämpften Batteriemarkt Fuß zu fassen.