Rohstoffe – wenn die Produktion still steht…

Autor: Benedikt Hürter

Veröffentlicht am: 16.07.2019

Die Nachfrage nach Batterien ist groß. In Deutschland versuchen die großen OEMs zunehmend, die Versorgungssicherheit mit Batteriezellen für elektromobile Anwendungen zu sichern und sich von den asiatischen Großanbietern zu lösen. Ein grundlegendes Thema bleibt bei all dem jedoch bestehen: Die Sicherung der Rohstoffe. Ohne die richtigen Mengen an Rohstoffen ist bereits beim ersten Prozessschritt keine Produktion möglich.  Stoffe wie Graphit, Binder, Additive und insbesondere Lithium, Nickel, Mangan und Cobalt werden in den entsprechenden Mengen und in der richtigen Reinheit benötigt, um einen homogenen Slurry für die nachfolgenden Schritte herzustellen. Unzulänglichkeiten bezüglich der Rohstoffqualität haben massiven Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der fertigen Batteriezellen und letztendlich auf die Leistungsfähigkeit des Batteriepacks.

Insbesondere Lithium und Cobalt sind entscheidende Komponenten mit einem teils sehr unsicheren Versorgungsweg und weltweit begrenzter Verfügbarkeit aus Sicht der Abnehmer. Für eine einzelne Batteriezelle werden nur wenige Gramm von Lithium benötigt. Gerechnet auf das Batteriepacks eines BEV werden Mengen im Kilogrammbereich benötigt (Tesla gibt 12 kg für das Model S an). Bei hoher Nachfrage und begrenztem Angebot steigen die Preise am Markt und verteuern wiederum das Produkt Batteriezelle. Rund 70 % des weltweiten Rohstoffbedarfs an Lithium wird für automobile Anwendungen verwendet (2015: 43% Quelle: https://roskill.com/market-report/lithium-ion-batteries/). Bislang wird noch von einem Ausgleich der Nachfrage durch Swing Producers ausgegangen. Hierbei handelt es sich um Bergarbeiter, die nur bei entsprechender Nachfrage und entsprechenden Preisen Erze abbauen und so Nachfragepeaks abfedern können. In den kommenden zwei Jahren und einer stetig steigenden Nachfrage wird dies jedoch nicht mehr ausreichend sein. Nach einem Preishoch im Jahre 2017 mit ca. 25.000 USD/t fiel der Preis auch aufgrund von Unsicherheiten bezüglich der langfristigen Nachfrage auf knapp über 10.000 USD/t im Jahre 2019. Dass eine steigende Nachfrage erwartet wird zeigt sich in den Investitionen: Insbesondere chinesische Firmen haben große Zukäufe im Rohstoffsektor in den vergangenen Jahren mit dem Fokus auf Batterierohstoffe getätigt.

Lithium wird vor allem aus Sole gewonnen. Kritiker führen hierbei den hohen Grad an verdunstendem Wasser zur Salzgewinnung als große Belastung für die Umwelt an. Insbesondere Projekte in Chile und Bolivien werden häufig in diesem Zusammenhang zitiert. Der größte Lithiumproduzent ist momentan Australien. Der Abbau erfolgt hier aber aus Erzen.

Kobalt ist ein Nebenprodukt der Kupfer- und Nickelförderung. Rund 66 % der weltweiten Kobaltproduktion erfolgt im afrikanischen Staat Kongo. Der Rohstoffhändler Glencore ist zusammen mit den Swing Producern einer der größten Lieferanten weltweit. Für den Kongo handelt es sich bei dem Produkt Lithium um ein relevantes Exportgut und das Land erhöhte in diesem Zuge die Kosten um 6,5 Prozentpunkte auf nunmehr 10 %. Menschenrechtsorganisation schlagen bezüglich der Abbaubedingungen Alarm. Und auch Elon Musk kritisierte bereits die dort häufig vorzufindende Kinderarbeit. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sieht eine Lösung nicht in einem generellen Verbot des Kleinbergbaubaus. Dies würde zu weitere Intransparenz führen. Vielmehr sollte der Fokus auf einer stetigen Auditierung und Zertifizierung liegen.

Tesla versucht Kobalt größtenteils zu meiden und Panasonic versucht die Null-Kobalt Batterie umzusetzen. BMW beispielsweise versucht bereits seit längerem, die Einhaltung der Menschenrechte sowie weitere grundlegende Punkte in der Lieferkette sich garantieren zu lassen.

Quellen:

https://www.reuters.com/article/congo-cobalt-ahome/rpt-column-why-the-cobalt-market-needs-congos-illegal-miners-andy-home-idUSL8N24D2L0

https://www.elektroniknet.de/markt-technik/power/stabil-bis-steigend-nachfrageschub-ab-2021-161107.html

https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/BGR/bgr-170510_Kobalt%20Kongo.html

https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/lithium-aus-lateinamerika-umweltfreundlicher-als-gedacht/24022826.html

https://www.elektroauto-news.net/2019/tesla-warnung-mangel-batterie-rohstoffe

https://www.amnesty.org/en/documents/afr62/3183/2016/en/