Manchmal kann es von Vorteil sein, einfach mal den Deckel draufzumachen. Wie das deutsche Unternehmen HOERBIGER mit innovativen Zelldeckeln und -gehäusen für prismatische Batteriezellen bei der Entwicklung leistungsfähiger Fahrzeug-Batterien und Energiespeicherlösungen unterstützt, erklärt Dr. Michael Hein, „Head of Product Line Battery Components“, im Exklusiv-Interview mit den Battery-News.
Battery-News: Ihr Unternehmen bietet innovative Lösungen für batterieelektrische Antriebe und Batteriekomponenten an. Welche neuen Entwicklungen planen Sie, um sich von der Konkurrenz abzuheben?
Dr. Michael Hein: Wir sind im Bereich der Zellgehäuse und Zelldeckel unterwegs und befassen uns dabei mit innovativen Lösungen, wie etwa einer in den Zelldeckel integrierten Elektronik. Wir erleben einen Trend zu neuen Materialien, auch zu neuen Designs – zum Beispiel hin zum anspruchsvollen „Side Terminal“-Design, wo die Berstmembran häufig im Gehäuse verbaut ist und wo das Thema „Sicherheit“ eine große Herausforderung ist. Man sieht dort, dass vor allem europäische Hersteller doch sehr hohe Anforderungen an die Toleranzen haben, die man in Asien so nicht unbedingt sieht. Darüber hinaus gehen wir in Richtung „smarte Zelldeckel“, was bedeutet, dass wir eine Elektronik inklusive Sensorik und Software direkt in den Zelldeckel integrieren. Davon profitieren auch die Kunden – sei es später im Fahrzeug oder auch schon in der Zellproduktion und auf Ebene der Batteriepacks.
„Trotz aller Herausforderungen: Die Chancen und das absehbare Wachstum in diesem Markt sind sehr groß.“
Battery-News: Wie beurteilen Sie die Rolle Ihres Unternehmens in der wachsenden Branche der E-Mobilität, vor allem im Hinblick auf die zunehmende Nachfrage bezüglich Vorspannungsbatterien und anderen elektrischen Antriebssträngen?
Hein: Wir sind ein klassischer Automobilzulieferer, kommen aus dem Gebiet der Getriebekomponenten und sind Marktführer auf unserem Spezialfeld der Synchronisierung. Vor einigen Jahren haben wir uns bewusst gefragt: „Was wollen wir in Zukunft machen? Wo wollen wir hin?“ Dabei haben wir das Thema „Zellgehäuse und Zelldeckel“ für uns entdeckt – mechanische Komponenten, die wir mit Ansätzen im Bereich der Fertigungsprozesse und mit Blick auf Produkt und Elektronik in Form unseres „Smart Housings“ weiterentwickeln wollen. Trotz aller Herausforderungen: Die Chancen und das absehbare Wachstum in diesem Markt sind sehr groß, wobei man natürlich auch die Risiken im Auge behalten muss.
„Bei der Zellproduktion sprechen wir in der Regel von extrem hohen Stückzahlen.“
Battery-News: Die globale Nachfrage auf dem weiten Feld der Akkus und der batteriebezogenen Produkte nimmt deutlich zu. Wie begegnen Sie den Herausforderungen der notwendigerweise steigenden Produktionskapazitäten?
Hein: Als wir uns die Frage gestellt haben, was wir in Zukunft machen wollen, haben wir uns darauf besonnen, welche Kompetenzen uns bereits auszeichnen. Wir haben also nicht von vorn angefangen, sondern verfügen in unseren Werken in Deutschland und Polen schon über einige passende Fertigungseinrichtungen. Wir haben auch ein Werk in China, wo wir vom asiatischen Markt lernen können. Bei der Zellproduktion sprechen wir in der Regel von extrem hohen Stückzahlen. Das heißt: Um auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig zu sein, braucht man hochgradig automatisierte Fertigungsprozesse, miteinander verkettete Produktionslinien und innovative Prozess- und Produktideen, wie unsere smarten Zelldeckel. Das ist auf jeden Fall noch eine Herausforderung, aber wir haben das im Bereich der Getriebekomponenten auch geschafft.
Battery-News: Welche Bedeutung haben Sicherheitslösungen wie die von HOERBIGER entwickelten Explosionsschutzsysteme für die Integration von Batteriespeichersystemen in die industrielle und die städtische Infrastruktur?
Hein: Wir sehen natürlich, dass die Sicherheit ein immer größeres Thema wird, vor allem bei „High Performance“-Zellen. So wird es zum Beispiel immer wichtiger, die Zellen in definierten Richtungen und Zeiträumen zu entgasen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Batterien für stationäre Energiespeicher oder für Fahrzeuge handelt: Das Thema ist für alle Anwendungen essenziell, und wir sehen uns da gut aufgestellt.
„Wir konzentrieren uns lieber auf die Möglichkeiten.“
Battery-News: Welche Thematik in der Batteriewelt bereitet Ihnen denn möglicherweise Sorgen?
Hein: Das sind dann eher die Nachrichten, die in letzter Zeit vermehrt umhergehen: Werke für die Batterieproduktion in Europa kommen später – oder sie kommen vielleicht gar nicht mehr. Wir bewegen uns hier in einem höchst dynamischen Markt. Das bedeutet auf der einen Seite ein hohes Risiko, auf der anderen aber auch eine enorme Chance – und wir konzentrieren uns lieber auf die Möglichkeiten.