Eine von der „Circular Valley Stiftung“ beauftragte Studie hat erstmals einen systematischen Überblick zu den Akteuren, Technologien und Trends im deutschen Maschinen- und Anlagenbau für die Batterieproduktion geliefert. Die vom Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen gemeinsam mit „PEM Motion“ veröffentlichte „Eruierung der Potenziale und Akteure im Maschinenbau für die Batterieproduktion in Deutschland“ kommt zu dem Schluss, dass internationale Wettbewerbsfähigkeit durch technologische Spezialisierung, partnerschaftliche Wertschöpfungsnetzwerke und konsequente Industrialisierung zu erreichen sei. Der deutsche Maschinenbau verfüge prinzipiell über das Know-how und die Innovationskraft von der Elektrode bis zur Zelle.
Empfehlungen für Politik, Industrie, Wissenschaft
Die Ergebnisse der Studie werden von der „Battery Working Group“ der „Circular Valley Stiftung“ zur Erarbeitung von Kernaussagen für die Ministerpräsidenten der Niederlande sowie von Flandern und Nordrhein-Westfalen genutzt, die am 14. November 2025 eine gemeinsame Erklärung für Kreislaufwirtschaft unterzeichnen. Eine derart umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Maschinenbau-Kompetenzen entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette war im Rahmen des Projekts „Transformations-Hub Wertschöpfungskette Batterie“ (TraWeBa) zum ersten Mal entstanden. Ziel der Untersuchung war es, Potenziale ebenso wie Herausforderungen sichtbar zu machen und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Industrie und Wissenschaft abzuleiten.
Nicht Deutschland, sondern China dominiert
Europa setzt sich ambitionierte Ziele für eine eigenständige Zellfertigung, doch der globale Maßstab liegt weiterhin in Asien. Während chinesische Gigafabriken mit Ausschussraten von weniger als zehn Prozent arbeiten, beträgt diese Quote bei europäischen Produktionslinien vor allem in frühen Hochlaufphasen häufig noch 30 bis 40 Prozent. Hinzu kommen deutlich höhere Energie- und Materialkosten. So liegen die Zellherstellungskosten in Europa laut IEA rund 30 Prozent über dem chinesischen Niveau. Die Folge seien höhere Systempreise und ein Wettbewerbsnachteil im globalen Vergleich.

Maschinenbau hat das Zeug zur Exzellenz
Die Studie zeichnet indes ein differenziertes Bild: Viele deutsche Maschinen- und Anlagenbauer verfügen der Untersuchung zufolge über solide Lösungen entlang nahezu aller Prozessschritte – vom Mischen und Beschichten über Kalandrieren und Stapeln bis hin zu Formierung und End-of-Line-Test. Was hingegen häufig noch fehle, seien großskalige und über mehrere Jahre hinweg optimierte Fertigungslösungen, die Taktzeiten, Erträge und Kosten optimal ausbalancierten. Dennoch zeigen sich laut der Analyse deutliche Kompetenzen. Unternehmen wie DÜRR oder GROB entwickeln zunehmend komplette Fertigungslinien und investieren in zukunftsweisende Prozesse wie trockene Elektrodenherstellung oder hochpräzise Kalandertechnik. Solche Nischen können gemäß der Studie bei konsequenter Industrialisierung kurzfristig in Technologieführerschaft münden.
Europas Weg: Kooperation und Differenzierung
Die Untersuchung beschreibt zwei mögliche Entwicklungspfade für den Standort Europa. Einerseits könne durch gemeinsame Plattformen und arbeitsteilige Wertschöpfung – vergleichbar mit einem „Airbus für Batterien“ – eine skalierbare, resiliente Zellproduktion entstehen. Andererseits biete eine Fokussierung auf differenzierende Nischen große Chancen, etwa prozesstechnologische Exzellenz, Digitalisierung der Produktion und Qualitätssicherung, kombiniert mit Engineering- und Exportkompetenz. Laut der Studie ermöglichen es diese Stärken dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau, mit geringeren Kapitaleinsätzen schneller Wirkung zu entfalten und sich international als Partner für innovative Fertigungslösungen zu positionieren.
Digitalisierung & Co. als „Gamechanger“?
Vor allem in einem Zusammenspiel von Automatisierung, Präzisionstechnik, Digitalisierung und nachhaltigen Prozessen sieht die Untersuchung enorme Chancen für deutsche Technologie-Anbieter. Neue Batteriekonzepte, wie Festkörper- oder Natrium-Ionen-Systeme, eröffneten zusätzliche Felder, in denen sich der Maschinenbau frühzeitig positionieren könne – sowohl als Entwickler neuer Produktionsverfahren als auch als Garant für Qualität, Sicherheit und Skalierbarkeit. Gelinge es, Innovationskraft mit industrieller Umsetzungskompetenz zu verbinden, könne Deutschland nicht nur Teil der globalen Lieferkette werden, sondern den nächsten Entwicklungsschritt in der Batterieproduktion selbst mitgestalten.
Studie als kostenfreier Download erhältlich
Die vollständige Studie „Eruierung der Potenziale und Akteure im Maschinenbau für die Batterieproduktion in Deutschland“ steht als PDF-Datei zum kostenfreien Download bereit.


