Was kostet eine Lithium-Ionen-Batteriezelle?

Veröffentlicht am: 07.08.2020

Die Elektromobilität auf dem Vormarsch. Nahezu täglich gibt es neue Ankündigungen rund um die Batterien und deren Lieferkette. Das wichtige System ist ein zentraler Erfolgsfaktor und gleichzeitig ein wichtiger Kostenfaktor. Eine gute Gelegenheit, ein weiteren Blick auf die Marktentwicklung für Lithium-Ionen-Batterien zu werfen.

Unter anderem in Brandenburg sollen neue Produktionskapazitäten geschaffen werden, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Initial wurde der Markt mit günstigen Zellen nahezu geflutet, momentan ist die Absicherung der Lieferkette jedoch das größere Problem. Trotz eines offiziellen Dementis halten sich Berichte über Lieferschwierigkeiten bspw. beim Automobilhersteller Daimler für das Modell EQC weiterhin wacker.

Immer mehr Automobilhersteller integrieren Wissen zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen in das eigene Unternehmen, um wichtige Schritte der Lieferkette kontrollieren zu können und die Abhängigkeiten zu verringern. Momentan werden die meisten Zellen von Zulieferern aus Asien zugekauft. Spannend ist hierbei der Blick auf Preis und Preisentwicklung. Valide Zahlen sind oft geheim und schwer zu bekommen. Einzig Tesla als Automobilhersteller gibt offen Anhaltspunkte: Auf der letzten Shareholder Konferenz erklärte Elon Musk, dass die Grenze von 100 $/kWh auf Zellebene bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen im Jahr 2019 erreicht werde und ein Durchbruch auf Packebene in den kommenden Jahren zu erwarten sei. Medienberichten zufolge zahlt auch VW unter 100 $/kWh.

Eine von der Unternehmensberatung McKinsey im Jahre 2012 publizierte Studie prognostiziert basierend auf einem Bottum-Up „Should Cost“ Modell einen durchschnittlichen Packpreis für automobile Anwendung von $200 pro kWh für 2020. Im Jahr 2012 wurden die Kosten mit $500 veranschlagt, was einer Reduktion von 60% entspricht. Die Unternehmensberatung BCG geht von einem Preisverfall von rund 80% zwischen den Jahren 2014 und 2030.

Seit dem Jahr 2010 untersucht BloombergNEF im Rahmen einer großen Umfrage die Preise für Batteriepacks auf Kilowattstunden gerechnet. Hierbei sticht sofort die Reduktion um nahezu 85 % zwischen den Jahren 2010 und 2018 ins Auge. Stetig sinken die berichteten Preise von Jahr zu Jahr zwischen 8 % und 35 %. Kostete im Jahre 2010 eine Zelle noch 1160$/ kWh (1033 €/kWh), so kostete sie im Jahre 2018 lediglich 176 $/kWh (156 €/kWh).

Im Nachhinein der Veröffentlichung der Zahlen durch BloombergNEF entstanden insbesondere in den sozialen Netzwerken große Diskussionen, da die Preise für einige Firmen nicht nachvollziehbar erschienen, sowohl nach unten als auch nach oben wurde von Abweichungen berichtet. Hierzu verweist BloombergNEF auf die Durchschnittberechnung und der Gewichtung gemäß der Stückzahl.

Das Portal Statista veröffentlichte ebenfalls Zahlen zu der weltweiten Preisentwicklung ab 2013. Für 2018 werden 135 €/kWh ($148/kWh) angegeben. Für das Jahr 2013 werden 400 €/kWh ($437/kWh) veranschlagt. Die Zahlen weichen beispielsweise für dieses Jahr um ca. 40 % von den Zahlen von Bloomberg ab. Dennoch ist der Tendenz des starken Preisverfalls gleich. Statista differenziert leider nicht genauer sondern spricht nur allgemein von Batterien, ohne das genaue Produkt zu spezifizieren.

Interessant ist der Bezug zu den steigenden Rohstoffen. Der Großteil der verwendeten Materialien hat sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage verteuert. Die Experten von BloombergNEF verweisen auf die geringere Auswirkung auf den Produktpreis. So ziehe eine 50 prozentige Erhöhung der Lithium-Preise nur eine 4 prozentige Erhöhung des Produktpreise nach sich. Steigende Margen werden nicht ausführlich betrachtet. Bezogen auf die Begrenztheit der Rohstoffe sieht Dr. Wolfgang Bernhart, Senior Partner bei Roland Berger, auch den Wendepunkt für den Preisverfall und eine Preissteigerung von ca. 15% in den kommenden Jahren. Auch die Anpassung der Nachfrage und des Angebots führe letztlich zu einem gedeckelten Anstieg.

Quellen:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/534429/umfrage/weltweite-preise-fuer-lithium-ionen-akkus/

https://about.bnef.com/blog/behind-scenes-take-lithium-ion-battery-prices/

https://www.tesla.com/shareholdermeeting?redirect=no

https://ecomento.de/2020/01/24/mercedes-dementi-halbierung-eqc-produktion-batterie-engpass/

https://www.elektroauto-news.net/2020/nissan-leaf-batteriewechsel-kosten-bis-22050-euro/

https://www.springerprofessional.de/batterie/elektrofahrzeuge/akkukosten-nur-mit-neuen-geschaeftsmodellen-zu-senken/17140710

https://www.rolandberger.com/de/Publications/E-mobility-Automakers-in-need-of-battery-strategy.html

https://www.automobilwoche.de/article/20200115/Agenturmeldungen/301159987/studie-der-boston-consulting-group-elektrifizierte-autos-ueberholen-verbrenner-