Continental – Keine serienreifen Feststoff-Akkus vor 2030

Autor: Ewald Schäfer

Veröffentlicht am: 30.01.2020

Das Unternehmen Continental mit Sitz in Hannover wurde bereits 1871 gegründet und ist längst kein reiner Reifenhersteller mehr, sondern hat sich in der Vergangenheit zu einem der weltweit wichtigsten Automobilzulieferer entwickelt. Dennoch setzt das Unternehmen für einige Kritiker aktuell nicht stark genug auf die Elektromobilität.

In einem Interview mit der Automobilwoche hat der Continental Chef Elmar Degenhart seine Ansichten zu der aktuellen Situation auf dem PKW-Markt geäußert und dabei auch zur Elektromobilität Stellung bezogen.

Eine Investition in die Lithium-Ionen-Batterietechnik ist laut Degenhart für Neueinsteiger wie Continental viel zu riskant – auch weil asiatische Firmen diesen Markt schon viel zu weit besetzen und sich erfolgreich etabliert haben. In das Geschäft mit herkömmlichen Lithium-Ionen-Elektroautobatterien werde Continental daher nicht mehr einsteigen können. Anders könne es hingegen bei neuen Technologieformen, wie der Festkörper-Batterie sein. Nach Degenharts Meinung werden Festkörperbatterien wohl erst 2030 serienreif zur Verfügung stehen. Dadurch öffne sich ein Zeitfenster zum Technologiewechsel bis 2025, um in diese Technologie zu investieren.  Derzeit sei es für Continental jedoch auch noch aus wirtschaftlichen Überlegungen zu früh, um über einen Einstieg nachzudenken. Die Behauptung, die E-Mobilität verschlafen zu haben, könne er daher nicht nachvollziehen: „Wenn Sie zu früh investieren, dann verbrennen Sie Milliarden. Richtiges Timing ist wichtig.“

Gleichzeitig betont Degenhart aber die derzeitigen Herausforderungen für die Umstellung des Mobilitätssektors, welche für die PKW-Branche ein Strukturwandel sei, „wie ihn die Autoindustrie so noch nie erlebt hat“. So seien die verschärften Gesetze für den Verkehrssektor zu disruptiv, als dass sie eine Zeit für eine evolutionäre Anpassung, ermöglichen würden. Die künftigen CO₂-Vorgaben bedeuten laut Degenhart für einen Volumenhersteller, dass er in Europa bis 2030 einen Stromer-Anteil von über 40 Prozent erreichen muss. Dies sei „äußerst anspruchsvoll“. Eine große Herausforderung ist hierbei die Verfügbarkeit von Batteriezellen. Premiumhersteller hätten dabei mehr Möglichkeiten zum Ausweichen, etwa über Hochvolt-Hybride. Degenhart prognostiziert jedoch für die mittelständische Antriebsindustrie einen „heftigen Konsolidierungsprozess“. Vor allem kleine Mittelständler, deren Fokus bisher eher die Mechanik für Verbrenner war, würden ihre Selbstständigkeit einbüßen – „oder ganz vom Markt verschwinden“.

Davon abgesehen sieht er die Gesamtausrichtung des Unternehmens positiv. Die Richtung zeige für Continental „klar nach oben“. Als ein Schritt in diese Richtung kann die Ausgliederung des Antriebsgeschäft in die Gesellschaft Vitesco Technologies aufgenommen werden. Ein umfangreiches Angebot im Bereich Elektronik und Elektrifizierung soll ermöglichen, dass das neu aufgestellte Unternehmen bestens gerüstet ist, um sich im Antriebsbereich zu konsolidieren.

Quellen:

https://ecomento.de/2020/01/17/continental-festkoerper-akkus-nicht-vor-2030-serienreif/

https://efahrer.chip.de/news/continental-chef-festkoerper-akkus-werden-nicht-vor-2030-serienreif-sein-1_101802